geladener Kunst am Bau Wettbwerb für die Universität Hohenheim, 2017
Idee:
Mittels Farbe und Sprache wird eine ortsspezifische Harmonie parallel zur Natur geschaffen und so die Verbindung von Innen und Außen betont
Intervention:
Wortfragmente an den Wandpaneelen aus einem Gedicht von Hilde Domin, das in Gänze auf einer gravierten Stahlplatte nachzulesen ist
Dimension:
alle Wandpaneele, 22,5 laufende Meter, ca. 60qm Wandfläche,
Umsetzung:
Verschiedenfarbige Glasmosaiksteine (15x15mm) auf Basis der Farbpalette von LeCorbusier, gravierte Metallplatte 30x40 cm
Der lichte Raum der Universitätsmensa Hohenheim öffnet sich in den Universitätspark hinein, durchlässig, als abgeschlossener Raum quasi nicht vorhanden, nur getragen von ein paar wenigen - zu gestaltenden – Wandpaneelen. Das eigentliche Bild, das diesen Raum bestimmt ist der Blick nach draußen, ein Panoramabild, dass mit den Jahreszeiten seine Farben wechselt vom zarten Grün des Frühlings, über die Sonnenlicht durchflutete Luft des Sommers, zur feurigen gelb-rot Palette des Herbst, bis hin zum stillen Schneeweiß des Winters. Dieses Panoramabild hat seine eigenen Regeln, es spricht eine eigene Sprache, die man schwerlich abbilden kann.
Meine Gestaltungsvorschlag schafft im Innenraum eine parallele Harmonie, die das Bild des Außenraumes in Farbigkeit und Sprache übersetzt. Dafür beziehe ich mich auf die Farbharmonielehre von Le Corbusier und ein Gedicht von Hilde Domin.
Le Corbusier hat mit seiner Farbklaviatur eine Farbharmonielehre entworfen, die der Farbharmonie der Natur entlehnt ist und parallel dazu eine anwendungsbezogene Handhabbarkeit ermöglicht. 1931 entwickelte er eine erste -1959 ergänzte- eigene Farbpalette, die „Polychromie architecturale“. Sie bestand aus 43 Farben in zwölf Stimmungen, die Bezeichnungen trugen wie „Raum“, „Himmel“, „Samt“ und „Sand“. Alle Farbtöne sind subjektiv und harmonisch miteinander kombinierbar.
Diese Farbpalette greife ich für die Worte auf, die in das Glasmosaik eingelegt sind. Die Wand selbst bleibt grün, im Farbton Le Corbusiers LC 32042. Dieser verbindet den Blick des Besuchers mit draußen, wie im Architekturentwurf gedacht.
Ein Auftraggeber Le Corbusiers sagte über die Villa La Roche in Paris. „Ich beauftragte Sie mit dem Bau einer Fassung für meine Kunstsammlung. Sie übergaben mir ein Gedicht mit Mauern.”
Diesen gedachten Transfer aufnehmend, erweitere ich die farbliche Wandgestaltung mit Sprache. Dazu zitiere ich Wortfragmente aus dem Gedicht `Linguistik´ von Hilde Domin, das den Vorschlag zur Erfindung einer neuen Sprache macht und das titelgebend für meinen Entwurf ist. Analog zur Farbharmonie Le Corbusiers entwickelt Domin sprachlich eine `Symphonie in Rosa und Weiß´. In Kombination mit der vom Architekten angedachten, im anderen Gebäudeteil sich fortsetzenden Farbgestaltung, ergibt sich für meinen Entwurf damit folgender Farbklang: LC 32042, LC 32041, LC 32102 und LC32001
Die `Wortschnipsel´ ziehen wie Wolkenfetzen über die Wandpaneele und versinken im grün angelegten Grundton, so wie das Licht in den Glasmosaiksteinen versinkt. Zwei der Worte sind, bezugnehmend auf Domins sprachliche Farbsymphonie, in weiß und in rosa gesetzt. Das Gedicht ist auf einer gravierten Metallplatte – in die Wand eingelassen – in Gänze nachzulesen.
Das Ausschnittprinzip von Eva-Maria Schön´s Wandarbeit im älteren Teil des Gebäudes aufgreifend, arbeite ich mit einem Anschnittprinzip, das die einzelnen Wandpaneele, würde man sich die Glasflächen wegdenken, zu einer durchgehenden Wandfläche zusammenfügt. (siehe Entwurf). Schön´s gemalte Rasterung der Wandfläche wird in der Rasterung durch die Glasmosaiksteine materiell.